Mit großen Gruppen klarkommen
Strategien und Tipps, wie man ein gutes Parkourtraining mit Spaß und Sicherheit bei einer großen Teilnehmerzahl führt.
Autor: Andreas Ruby
Viele Teilnehmer - muss das sein?
Der Trainer-Teilnehmerschlüssel entscheidet, wie viele Teilnehmer auf einen Trainer kommen. Zum Beispiel 1:8 bedeutet: ein Trainer kümmert sich um 8 Teilnehmer. Je niedriger dieses Verhältnis ist, desto fokussierter und individueller und damit auch besser können die Teilnehmer trainiert werden. Für den Organisator bedeutet das aber oft auch weniger Einnahmen bzw. für den Teilnehmer höhere Kosten. Privatcoaching ist deshalb sehr teuer.
Die Fähigkeiten des Trainers sind hierbei allerdings ein entscheidender Faktor. Beispielsweise kann es durchaus sein, dass ein sehr erfahrener Trainer bei 20 Teilnehmern jeden einzelnen besser und individueller betreuen kann als ein unerfahrener Trainer bei 5 Teilnehmer. Oft wird in der Szene nach dem Each-One-Teach-One Prinzip trainiert, also Neulinge werden in einer Gruppe ohne Trainer integriert und erfahrene Traceure müssen keine guten Trainer sein, um diese Person weiterzubringen, da es meist mehr “Trainer” als “Schüler” gibt.
Gerade aber wenn ein Trainer durch seine Arbeit Geld verdienen möchte, ist es oft unabdingbar, eine gewisse Gruppengröße zu erreichen, um den Teilnehmerpreis geringer zu halten und so eine größeren Kundenkreis anzusprechen.
Kommunikation mit der Gruppe
laut und deutlich sprechen, aber möglichst nicht schreien. Mann hat/bekommt viel mehr Respekt von der Gruppe wenn auch mal durch leises reden die Gruppe still wird
Falls die Gruppe nicht leise genug wird: bei wichtigen Ansagen, Gruppe zusammenrufen, hinsetzen lassen und warten, bis wirklich jeder leise ist. Sollte das nicht funktionieren, dieses Problem nicht ignorieren sondern mit der Gruppe ansprechen
Gruppe so positionieren, dass jeder Dich sehen kann und Du jeden sehen kannst (Schachbrett, Kreis, Pulk, Halbkreis)
Einzelkorrekturen und Gruppenkorrekturen mischen, Gruppenkorrekturen nur bei Ansagen, die auch die Mehrheit wissen muss.
Ansagen gut überlegen, kurz und knapp halten
Motivation / Gruppengefühl stärken
Die Gruppe nach Wünschen Fragen, Mitgestalten lassen, Feedback holen
Kennenlernspiele falls sich Teilnehmer noch nicht kennen
Partner-Übungen, Arbeiten in Kleingruppen (Nicht immer die Gleichen zusammen, Grüppchenbildung aufbrechen), Teamaufgaben.
Gemeinsame Trainingsmoral/Philosophie etablieren
Intensität
Du möchtest als Trainer jeden Teilnehmer individuell weiterbringen und aktiv einzeln betreuen → Fokus auf eine Hauptübung, an der der Trainer nah dran steht und immer nur einer etwas macht (die anderen stehen an)
Übung ist sehr intensiv und man benötigt viel Konzentration? Lange in der Schlange stehen und warten ist gut, da der Teilnehmer sich erholen muss? → keine Neben-Übungen
Schlange stehen ist nicht sinnvoll? → weitere "Nebenübung(en)" anbieten, je nach Zieldefinition passend zur Hauptübung oder auch etwas anderes zur Auflockerung. Wichtig dabei ist: Der Trainer muss sich so an der Hauptübung positionieren, dass er mit einem Augenwinkel noch die Nebenstation(en) im Blick hat. Die Nebenübung(en) dürfen nicht zu schwer oder gefährlich sein.
Du möchtest als Trainer dass jeder Teilnehmer möglichst nonstop in Bewegung ist (Beispiel Krafteinheit) oder jeder möglichst individuell und größtenteils selbstständig für sich trainieren kann und du die Gruppe gut im Blick hast
Positioniere dich an einem Ort wo du alle Im Blick hast (in der Turnhalle beispielsweise am Rand, nicht mitten im Geschehen)
Teile den Raum gut auf, sodass jeder genügend Platz hat (ggfs. Kleingruppen bilden, Stationstraining)
Definiere klare Regeln und sei konsequent und fair bei Nichteinhaltung
kümmere dich gezielt und individuell um Teilnehmer, die deine Regeln nicht befolgen oder deine Hilfe benötigen, aber die Gesamtaufsicht muss eine übergeordnete Rolle spielen!
Hilfstrainer / Mehrere Trainer / Fortgeschrittener Teilnehmer
Mehrere Trainer müssen gut zusammen harmonieren und sich im Vorfeld absprechen! Tun Sie das nicht, kann es auch sein, dass 1 guter Trainer die sinnvollere Wahl ist als 2 Mittelmäßige.
1 Trainer muss immer den Haupttrainer spielen! Dieser hat die Verantwortung, überlegt sich im Vorfeld ein Stundenkonzept und weist die anderen Trainer an!
Hilfstrainer können bei der Beaufsichtigung deiner definierten Regeln unterstützen, Neben-Übungen (leichtere Übungen, Vorübungen, ungefährliche Übungen) anleiten und individuell Teilnehmern helfen, aber Vorsicht: Sie sollten nur Übungen anleiten bzw. Verantwortung übertragen kriegen, wenn sie dafür auch schon den Wissenstand/die Kompetenz haben!
Fortgeschrittene Teilnehmer können ggfs. schon temporär als Hilfstrainer eingesetzt werden (être fort pour être utile) oder nach dem Prinzip Each-One Teach-One können sich Teilnehmer gegenseitig etwas beibringen. Aber auch hier gilt: Der Trainer hat die Verantwortung und muss sicherstellen, dass die Teilnehmer nicht über ihrer Kompetenz handeln!