“Parkour Related” Games
In diesem praxisbezogenen Workshop werden kreative Spieltechniken rund um das Parkourtraining vermittelt. Sowohl Spiele mit als auch ohne Competition, Spiele zum Cool-Down und unterschiedliche Altersgruppen werden genauer unter die Lupe genommen. Außerdem beschäftigen wir uns mit der Fragestellung, wie man Spiele an die Bedürfnisse und Voraussetzungen der Teilnehmer/Gruppe anpasst.
Autor: Edgar Töws
Definition von Spiel
Ein Spiel ist eine Tätigkeit oder ein Ereignis, das durch bestimmte Regeln strukturiert ist und oft zum Vergnügen, zur Unterhaltung, zur Bildung oder zur Entwicklung bestimmter Fähigkeiten durchgeführt wird.
Spiele können verschiedene Formen annehmen, darunter Brettspiele, Kartenspiele, Videospiele, Sportarten und viele andere. Sie beinhalten oft eine Interaktion zwischen Teilnehmern oder zwischen einem Teilnehmer und einem Regelwerk, das den Ablauf und die Bedingungen des Spiels festlegt.
Funktionen von Spielen
Spiele haben unterschiedliche Funktionen. Einige sind schwerer zu erreichen als andere. Was sie aber alle gemeinsam haben, wir lernen durch sie und bekommen eine Auszeit von unserer Realität.
Analysefunktion
Durch die Beobachtung des Verhaltens der Teilnehmer lernt ihr diese etwas kennen, sowohl über Persönlichkeiten als auch über den Stand der Fähigkeiten. Im Spiel drücken die Kinder – häufig ungehemmter als in Realsituationen – ihre Ängste, Sorgen und Wünsche aus.
Beschäftigungsfunktion
Spiel(en) dient im Kurs, um Kinder eigenständig zu beschäftigen, und zwar in einer relativ sicheren, betreuten Umgebung.
Bestätigungsfunktion
Kinder verbessern durch Spielwiederholungen ihre Leistungen, differenzieren und vertiefen ihre Fähigkeiten und verschaffen sich durch die wiederholte Bewältigung der Spielanforderungen Bestätigungen, Anerkennungen und Erfolgserlebnisse.
Kommunikationsfunktion
Bei allen Spielaktivitäten, die in Kindergruppen stattfinden, wird nonverbal, präverbal und verbal kommuniziert. Je nach Spiel ist das Miteinander-Sprechen ein notwendiger Spielbestandteil. Viele Spiele erfordern zusätzliche Spiel externe Absprachen (z.B. über die Spielmaterialien) und Klärung der Spielregeln. Die Kinder üben somit eine Kooperation miteinander durch Sprache und Regeln.
Verarbeitungsfunktion
Im Spiel ver- und bearbeiten Kinder Erlebnisse und Situationen, die sie aufgewühlt, beeindruckt oder psychisch belastet haben. Sie können mit manchen Bewegungsspielen aufgestaute Aggressionen abreagieren oder versuchen, Konflikte durch das Nachspielen im Puppen- oder Rollenspiel zu verarbeiten.
Unterhaltungsfunktion
Die überwiegende Zahl der Spiele besitzt für die meisten Spielenden einen Freude bereitenden Unterhaltungswert – sie machen Spaß und ermöglichen Abwechslung durch Spannungserlebnisse (kontrollierte Angst-Lust-Erfahrungen). Riskante Spiele verschaffen den Kindern zufallsgesteuerte Abenteuer. Achtung: möglichst keine ernsthafte Gefährdung oder nicht zu bewältigende Folgen beim Spiel hervorrufen.
Soziale Ordnungsfunktion
Spiele dienen in den Gruppen in der Einrichtung auch dazu, die Sozialstruktur der Kindergruppe zu bilden und zu festigen. Viele Spiele werden von Kindern dazu genutzt, die Rangordnung untereinander zu organisieren, Hierarchien festzulegen, Untergruppen zu bilden und zu erproben und Freundschaften zu entwickeln und zu kultivieren.
Zeitstrukturierungsfunktion
Für den Alltag dienen bestimmte ritualisierte Spiele der Orientierung im Tagesablauf – Aufwärmspiel am Morgen, Spiel nach einer Mittagspause, Tote Fische zum Abschluss vor dem Verlassen der Einrichtung.
Nutzen von Spielen in der Praxis
In der Praxis stehen wir regelmäßig vor Herausforderungen, die nicht immer leicht zu meistern sind. Im Folgenden sind Situationen beschrieben, in denen ein Spiel helfen kann.
Chaos binden und Warm Up
Dienstag Morgen 9:05 Uhr, die Halle mit Geräten übersät, es flitzen 50 Kids durch die Halle, ein Trainer hat eine Autopanne, kommt zu spät und der Coach an der Anmeldung telefoniert noch mehreren Kindern hinterher. Die Halle tobt und ihr seid bloß zu zweit, scheiße was nun!
Ja, eine brenzlige Situation, in der wir uns immer wieder mal befinden. Die Lösung ist ein Spiel. Feuer, Wasser, Sturm, das geht immer, nimmt viel Wind aus den Segeln und schenkt euch Zeit, bis die Unterstützung da ist. Positiver Nebeneffekt, es ist ein kleines Warm-Up.
Energie muss raus
Du möchtest einen Kurs geben, die Kids sind allerdings unruhig, einige Zappeln bereits, ihre Blicke schweifen ständig in der Halle herum, im besten Fall hüpft die andere Gruppe bereits auf der Airtrack. Deine Übungen machen sie irgendwie auch nicht richtig heute. Irgendwie ist in der Gruppe der Wurm drin. Plan B muss her, Lava-Monster. Nach 30 Minuten, viele hochrote Köpfe, alles ist vergessen und es gibt nur noch eine wichtige Frage: Darf ich Fänger sein?
Lernen mit Fantasie
Je jünger die Gruppe, desto effektiver wird das Training mit Fantasie. Videospiele mit Leveln kennen die meisten. Parkour Techniken zu meistern, kann vergleichbar gemacht werden mit Level Fortschritt aus Videospielen. Menschen schütten Glücksgefühle aus, wenn sie erfolgreich sind, auch sehr junge. Level zwei muss erreichbar für alle sein. Innerhalb von 15 min. Training kann viel erreicht werden. Abhängig ist es von einer effektiven Aufklärung über die Spielregeln.
Jedes Kind kann zum Helden werden
Spiele werden immer von einer gewissen aufregende Stimmung begleitet. Zombieball gleicht einem Schlachtfeld, in dem verschiedene Emotionen freigesetzt werden. Zu beobachten sind Wut, Frust, Ärger, Freude, Überraschung, Hoffnung, Dankbarkeit, Stolz… Wenn der oder die berüchtigtste/n Werfer/ in abgeworfen wird, ertönt häufig ein Jubel von der Sitzbank der Helden schafft.
Spielleiter/ in
In unterschiedlichen Spielen sind verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Die wichtigsten sind folgende:
Organisation und Vorbereitung
Spielregeln erklären, Regeln ggf. an die Bedürfnisse der Gruppe anpassen,
Regeln Stück für Stück einführen (Freeze als tool für Regelerweiterung)
Spiel überwachen (Unklarheiten wahrnehmen und beseitigen, Regeleinhaltung gewährleisten, …)
Allgemeine Stimmung und Dynamik im Auge behalten
Kritische Situationen wahrnehmen und ggf. eingreifen
Zeit im Blick haben
Spiel abschließen, evtl. Feedbackrunde
Dos
Überprüft die Sicherheit des Aufbaus regelmäßig
mögliche Gefahren erkennen und beseitigen
lernt stetig dazu
schaltet euren Stimmungsradar an
lasst das Spiel auch mal Spiel sein
genießt Spieleentwicklungen
beobachtet ob die Teilnehmer kritische Situationen sinnvoll eigenständig lösen ansonsten schreitet ein
habt selbst Freude dabei
Dont’s
Machtmissbrauch als Spielleiter (fairness)
Spiel unbeaufsichtigt lassen
Mein persönliches Spiele Repertoir
Es ist nicht notwendig viele Spiele zu kennen. Außerdem sind sie alle unterschiedlich in der Komplexität des Aufbaus oder in deren Regeln. Hier ist eine Liste an Spielen, die ich nahezu alle Ferien nutze.
Zombieball
Lava Monster
Chase-tag
Tote Fische
Chinesische Mauer
Feuer, Wasser, Sturm, Blitz, kotzendes Känguru, Toaster, Marienkäfer, Kaugummi, …
“Spiel” Ihr könnt so genannte Level erreichen Trainingsspiel
Spielparameter verändern
Jedes Spiel kann und sollte in seinen Parametern stets an die Gruppe und umgebende Bedingungen angepasst werden. So kann ein Spiel beispielsweise zielgerichteter an die Gruppengröße, das Alter oder die Fähigkeiten der Gruppe ausgerichtet werden.
Auch kann der Spannungsbogen des Grund-Spiels durch wenige kleine Veränderungen weiter aufrechterhalten werden. Teilweise kann hier sogar, durch ein wenig Kreativität der Gruppe, ein ganz neues “eigenes” Spiel entstehen.